Ende September 2015 beobachtete ich eine schwarze
Wespe mit gestieltem Hinterleib an unserem Balkongeländer. Es
handelte sich unverkennbar um einen große Grabwespe, die ich nicht kannte.
Nach einigen Beobachtungen stellte sich heraus, dass das Tier im inneren
Hohlraum des Geländers ein Nest anlegte, das es mit Heuschrecken
verproviantierte. Zwei gelähmte Exemplare der Südlichen Eichenschrecke
waren offensichtlich zu groß für die Bohrung gewesen. Sie blieben über
Tage im Wasserablauf des Balkons direkt unter dem Nesteingang liegen. Leider gelang es mir nicht, die Wespe selbst zu
fotografieren.
Um welche Art handelte es sich nun? Das Studium meines
Grabwespen-Bestimmungsbuchs (Rolf Witt: Wespen beobachten, bestimmen,
Naturbuch Verlag 1998) brachte keine Klärung. Das
Fahndungsraster (große, schwarze, hypogäisch nistende, Heuschrecken
eintragende Grabwespenart mit gestieltem Abdomen, noch spät im Jahr aktiv)
lief erstaunlicherweise ins Leere. Warum?
Eine Google-Abfrage brachte die Lösung: Weil diese Art zum Zeitpunkt
der Erstellung des Buchs in Mitteleuropa noch nicht beobachtet worden
war. Es handelte sich eindeutig um ein Weibchen des Stahlblauen
Grillenjägers (Isodontia mexicana, Saussure 1867), eine Art, die 1997
in Tübingen erstmals in Deutschland entdeckt wurde.